Für viele Taucher gehört die erreichbare Tauchtiefe zu einer der Faszinationen, die sie mit dem Sport verbinden. Natürlich gibt es auch im flacheren Wasser viel zu entdecken, aber Tauchplätze, an denen es tief hinunter geht, üben häufig einen besonderen Reiz aus. Wir wollen dir in diesem Beitrag vermitteln, auf welche Tiefe du beim Sporttauchen überhaupt gehen kannst und welche Empfehlungen für deinen jeweiligen Ausbildungsstand gelten. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Risiken tiefer Tauchgänge und wie du diese minimieren kannst.
Bis auf diese Tiefe darfst du mit deinem Tauschschein tauchen
Um den größten Mythos gleich von Anfang an aufzuklären: Es gibt keine wirklich verpflichtende Regelung, wie tief du mit deinem jeweiligen Ausbildungsstand tauchen darfst. Allerdings gibt es durchaus Empfehlungen, welche Tauchtiefe für den Stand der Ausbildung angemessen sind. Diese Empfehlungen sind bei den beiden großen Tauchausbildungs-Systemen PADI und SSI jeweils gleich:
Ausbildungstand | Maximale Tauchtiefe |
Open Water Diver | 18 Meter |
Advanced Open Water Diver/Advanced Adventurer | 30 Meter |
Deep Diver Speciality | 40 Meter |
Diese Empfehlungen sind jedoch keinesfalls verpflichtend. Dich erwarten keine direkten Konsequenzen, wenn du beispielsweise als PADI Open Water Diver einen Tauchgang mit einer maximalen Tiefe von 24 Metern unternimmst. Sollte es zu einem Unfall kommen, könnte es unter Umständen allerdings Schwierigkeiten mit deiner Versicherung geben.
Dennoch gibt es gute Gründe für diese Empfehlungen. Sie entsprechen der Tauchtiefe, auf die du im Rahmen deiner Ausbildung vorbereitet wurdest und in deren Grenze du somit in der Lage sein solltest, Tauchgänge eigenverantwortlich durchzuführen. Insbesondere bei Tauchgängen mit einem Buddy, dessen Ausbildungsstand deinem entspricht oder geringer als deiner ist, solltest du diesen Tiefenempfehlungen daher durchaus Beachtung schenken. Denn das Risiko bei Tauchgängen steigt mit zunehmender Tauchtiefe.
Die empfohlene Maximaltiefe beim Sporttauchen liegt bei 40 Meter. Diese Tiefe solltest du auch nicht überschreiten, da Unfälle und Fehler in diesen Tiefen sehr gefährlich werden können.
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Welche Gefahren drohen bei großen Tauchtiefen?
Je tiefer ein Tauchgang dich führt, desto gefährlicher ist er auch. Dabei gibt es drei große Hauptrisiken, die du kennen solltest.
1. Tiefenrausch
Als Tiefenrausch bezeichnen Taucher eine Vergiftung mit Stickstoff. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Inertgas, also ein Gas, das beim Atmen nicht an den Stoffwechselvorgängen beteiligt ist. Dennoch geht von Stickstoff bei tiefen Tauchgängen mit Pressluft eine große Gefahr aus. Stickstoffvergiftungen treten höchstwahrscheinlich auf, weil das Gas sich bei Partialdruck – also mit zunehmender Tiefe – an den fetthaltigen Teilen der Zellmembran löst. Wenn dies an den Synapsen des Nervensystems geschieht, resultiert daraus eine Störung der Reizweiterleitung. Das Resultat ist ein rauschähnlicher Zustand, der der Stickstoffvergiftung ihre Bezeichnung als Tiefenrausch eintrug. Zu diesem Zustand kann es bei der Verwendung von Pressluft ab 30 Meter kommen.
Eine Stickstoffvergiftung wirkt sich von Person zu Person unterschiedlich aus. Mögliche Symptome sind ein metallischer Geschmack im Mund, Euphorie, verringertes Risikobewusstsein, verlangsamte Reaktionsgeschwindigkeit, verschlechterte kognitive Fähigkeiten und sogar Bewusstlosigkeit. Während der Zustand bei einer Stickstoffvergiftung anfangs für Betroffene recht unterhaltsam sein kann, können schnell lebensbedrohende Situationen entstehen. Deshalb sollte bereits bei den ersten Anzeichen von Tiefenrausch ein Aufstieg eingeleitet werden. Oft reichen nur wenige Meter, um die Symptome verschwinden zu lassen. Es kann aber auch sein, dass die Symptome erst an der Oberfläche wieder abklingen.
Wann genau die Symptome einsetzen, unterscheidet sich von Taucher zu Taucher und sogar beim gleichen Taucher von Tag zu Tag. Ab einer Tauchtiefe von 30 Metern solltest du daher verstärkt auf Anzeichen eines Tiefenrauschs bei dir und deinem Buddy achten.
2. Überschreiten der Nullzeit
Die Nullzeit bezeichnet im Tauchsport die Zeitspanne, während der bei einem Tauchgang eine Rückkehr zur Oberfläche möglich ist, ohne dass ein Dekompressionsstopp beim Auftauchen notwendig ist. Diese Zeitspanne wird anhand der Dekompressionstabelle errechnet und ist unter anderem von der Tauchtiefe abhängig. In großen Tiefen beträgt die Nullzeit häufig nur wenige Minuten, was natürlich die Gefahr erhöht, dass diese überschritten wird.
Moderne Tauchcomputer errechnen die Nullzeit während eines Tauchganges in Echtzeit und warnen dich, wenn du sie überschreiten solltest. In diesem Fall errechnet der Computer dir auch die notwendigen Dekompressionsstopps beim Auftauchen. An diese solltest du dich auch unbedingt halten, da ansonsten die Gefahr groß ist, beim Auftauchen aufgrund ausperlenden Stickstoffs im Körper an der Dekompressionskrankheit zu erkranken. Nach dem Überschreiten der Nullzeit solltest du einen Tauchgang abbrechen und nicht der Versuchung erlegen, ihn in flacherem Wasser fortzusetzen, weil du ja nun so oder so einen Kompressionsstopp brauchst. Sollte es zu Problemen kommen, kann auch ein Notaufstieg aus flacherem Wasser ernsthafte körperliche Konsequenzen haben.
3. Generell erhöhtes Unfallrisiko
Je tiefer ein Tauchgang dich führt, desto höher ist auch das Risiko, dass unvorhergesehene Zwischenfälle zu lebensbedrohlichen Situationen werden. Durch die Komprimierung des Atemgases sind die Luftreserven in großer Tiefe sehr knapp bemessen. Fällt bei einem Taucher die Luftversorgung aus, sodass ein Aufstieg unter Verwendung des Oktopus oder unter Wechselatmung nötig ist, können diese knappen Reserven schnell gefährlich werden. Zusätzlich zu diesem Risiko können die Effekte des Tiefenrauschs die Unfallgefahr beim Tieftauchen noch erhöhen.
Gute Tauchschulen oder Tauchtrip-Organisatoren erkennt man übrigens unter anderem daran, dass bei tiefen Tauchgängen in bestimmten Höhen zusätzliche Pressluftflaschen mit Atemautomat versenkt werden, um bei eventuell nötigen Dekompressionsstops zusätzliche Sicherheit zu bieten.
So minimierst du das Risiko beim Tieftauchen
Beim Tauchen solltest du immer besonders auf deine Sicherheit achten. Das gilt beim Tieftauchen umso mehr. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du die Gefahr beim Tieftauchen so gering wie möglich halten:
- Achte auf deine körperliche Fitness: Du solltest generell auf Tauchgänge verzichten, wenn du dich nicht gut fühlst. Sei es Übelkeit, extreme Müdigkeit, ein Kater oder andere Beeinträchtigungen: Körperliches Unwohlsein ist auf Tauchgängen nie ein guter Begleiter. Das gilt umso mehr bei Tauchgängen mit großer Tauchtiefe, zumal Faktoren wie Stress, Müdigkeit oder Dehydrierung auch die Gefahr eines Tiefenrauschs erhöhen können.
- Überprüfe deine Ausrüstung: Noch ein Faktor, der eigentlich immer zum Tauchen dazugehört, aber beim Tieftauchen besonders wichtig ist. Überprüfe vor dem Tauchgang deine Ausrüstung und die deines Buddies besonders sorgfältig. Solltest du dir dabei unsicher sein, hol dir Hilfe bei einem erfahrenen Taucher. Außerdem solltest du beim Tieftauchen immer Sicherheitsausrüstung wie eine Trillerpfeife und eine Signalboje mitführen.
- Kenne deine Limits: Dieser Punkt ist ohne Zweifel am wichtigsten. Wenn du vor dem Tauchgang oder auch währenddessen das Gefühl hast, dass die Tauchtiefe nicht deinen Fähigkeiten entspricht, dann solltest du den Tauchgang abbrechen oder zumindest in flacheres Wasser verlagern. Dies erfordert einiges an Selbstreflexion, minimiert aber auch das Risiko, dass du in Situationen kommst, die du nicht beherrschen kannst. Bedenke dabei auch den Erfahrungsstand deines Buddies und die Bedingungen während des Tauchgangs. Bei guten Bedingungen kann eine Tiefe von 30 Metern völlig in Ordnung sein, während bei schlechter Sicht und starker Strömung unter Umständen schon 20 Meter gefährlich werden. Die empfohlenen Maximaltiefen solltest du allenfalls nur um wenige Meter und nur in Begleitung erfahrener Taucher überschreiten. Das gilt insbesondere für die 40-Meter-Grenze.
Sonderfall: Tauchen mit Nitrox
Bei Nitrox handelt es sich um ein Atemgas, bei dem die Anteile von Sauerstoff und Stickstoff gegenüber Pressluft verschoben sind. Während der Sauerstoffanteil in normaler Luft 21 Prozent beträgt, variiert er bei Nitrox zwischen 32 und 40 Prozent. Daraus ergeben sich für Taucher Vorteile wie eine längere Nullzeit und weniger Bildung von Mikroblasen im Gehirn. Allerdings gibt es auch Besonderheiten bezüglich der Verwendung von Nitrox beim Tieftauchen: Das Atemgas limitiert nämlich die Tauchtiefe, da die Grenzwerte für eine mögliche Sauerstoffvergiftung schneller erreicht werden. Dies muss beim Tauchen mit Nitrox unbedingt beachtet werden. Wie du die für dein jeweiliges Gasgemisch maximale Tauchtiefe bestimmst, lernst du während deiner Ausbildung für die Nitrox-Spezialisierung.
Der Reiz des Grenzgangs: So tief können Menschen wirklich tauchen
Abseits von Sicherheitsbedenken und empfohlenen Tauchtiefen stellt sich die Frage, wie tief ein Mensch wirklich tauchen kann. Die Antwort auf diese Frage hängt stark davon ab, welche Tauchtechnik verwendet wird:
- Sporttauchen: Beim Sporttauchen sollte die 40-Meter-Grenze eingehalten werden. Da interessante Tauchspots natürlich auch mal tiefer liegen können, passiert das aber nicht immer. Keinesfalls sollte eine Tiefe von 60 Meter überschritten werden, allerdings ist diese Tauchtiefe sehr erfahrenen Tauchern vorbehalten und erfordert bereits Dekompressionsstopps.
- Technisches Tauchen: Technische Taucher können deutlich weiter in die Tiefsee vordringen als Sporttaucher. Der Weltrekord wurde 2014 von dem Ägypter Ahmed Gabr aufgestellt: Er erreichte eine Tiefe von 334,35 Meter. Derart tiefe Tauchgänge erfordern aber ein besonderes Atemgas wie etwa Heliox oder Trimix und dauern sehr lange. Gabr brauchte bei seinem Weltrekord 12 Minuten für den Abstieg und aufgrund der erforderlichen Dekompressionsstops 13 Stunden und 38 Minuten für den Aufstieg. Mit speziellen Druckanzügen, die optisch an Ritterrüstungen erinnern, sind Tauchtiefen von bis zu 450 Meter möglich.
- Apnoetauchen: Apnoe- oder Freitaucher tauchen ohne technische Hilfsmittel und erreichen dabei beeindruckende Tiefen, abhängig von der genauen Art des Freitauchens, die zum Einsatz kommt. Beim kontrovers diskutierten No-Limit-Freitauchen liegt der Rekord bei Frauen bei 160 Metern, bei Männern sogar bei 214 Metern. Da beim Freitauchen keine komprimierte Luft geatmet wird, sind beim Aufstieg auch keine Dekompressionspausen erforderlich. Die Athleten setzen sich dabei allerdings einem enormen Risiko aus.